Expertenrunde Pferd: Das Nacken-Rückenband

Am 15.08.2019 fand in Wittibreut, Niederbayern, ein interessanter Wissensaustausch statt. Es waren 2 Stunden angedacht – aber wir haben „satt“ überzogen.
Leitung, Recherche und Vortrag: Silke Huber

Silke Huber, Kursbeschreibung Equipathie: Ausbildung Osteopathie, Physiotherapie, Psychomotorik am Pferd
Silke Huber

Silke Huber ist ausgebildete Physiotherapeutin für Menschen mit Zusatzausbildungen, unter anderem in Hippotherapie, motopädagogischem Voltigieren und Psychomotorik. Sie leitet einen eigenen Therapiestall. Durch ihre weiteren Qualifikationen als Reitlehrerin und ihren breiten Erfahrungsschatz als Bereiterin hat sie sich viel mit der schonenden Ausbildung und Förderung von Pferden beschäftig.
Ihre persönliche Freude liegt in der Klassischen Reitkunst, wobei sie ihre Pferde bis zur hohen Schule ausbildet.
Das Thema dieser ersten Expertenrunde Pferd ist ihr ein persönliches Anliegen und hierzu hat sie viel recherchiert.

Inhaltlich ging es zunächst um Aufbau, Lage und anatomische Grundlagen des Nacken-Rücken-Bandes beim Pferd sowie die umliegenden Bandstrukturen, die unterstützend oder als „Gegenspieler“ dienen können.
Die Definition von „Vorwärts-Abwärts“ wurde diskutiert und es wurde beleuchtet, welche Hals-Kopf-Positionierung unterschiedliche Reitlehren und Reitmeister darunter verstehen. Auch die Entwicklung, welche Reitlehre auf eine vorhergehende aufbaut und aus welchen Überlegungen heraus sie verändert wurden, war sehr spannend.

Zeichnung (c) Mario Lang

Da das Nacken-Rückenband Verbindung zu den Dornfortsätzen der Wirbel hat, hat eine veränderte Position der Wirbelsäule, insbesondere der Halswirbel, einen Einfluss auf die Dornfortsätze und damit auf die Wirbel. Bei der Betrachtung ist zum einen die der Neigung der Dornfortsätze von Bedeutung, zum anderen das Wissen um die Unterschiede des Nacken-Rückenbandes (und im Bereich des Halses der Nackenplatte), was die Straffheit beziehungsweise Elastizität in den verschiedenen Anschnitten betrifft.
Uns standen Knochenpräparate und jede Menge Fachbücher zur Verfügung.

Um das Ganze nicht zu theoretisch werden zu lassen, haben wir 4 unterschiedliche Pferde (Knabstrupper, Isländer, Norweger, Ponymix), die unterschiedliche Trainingsstände haben, vermessen, um  uns die Unterschiede deutlich vor Augen zu führen. Gemessen wurde an den Pferden jeweils:

  • in normalem Stand (Hals in freiwilliger Haltung)
    (das Ganze noch in Aufrichtung zu messen, dafür fehlte einfach die Zeit)
  • in Fressposition (Nase im Gras)
    (natürlich reitet niemand sein Pferd mit der „Nase im Gras“, jedoch wollten wir die maximale Dehnung)

Messparameter waren in beiden Positionen:

  • Okziput bis Schweifansatz
  • Okziput bis Th5
  • Th5 bis Th15
  • Th15 bis Sakrum-Ende (bei einem Pferd differenziert in geschlossener Stellung der Hinterbeine und Vor-/Rückschreitstellung)

Zudem haben wir bei einem Pferd die Widerristhöhe gemessen:

  • in normalem Stand (Hals in freiwilliger Haltung)
  • in Fressposition (Nase im Gras)
  • bei angehobenem Rücken
  • bei angehobenem Brustbein
  • bei angehobenem Rücken und Brustbein
  • in der „Bergziege“

Den Abschluss bildet ein allgemeiner Austausch unter allen Teilnehmern. Insbesondere interessierte uns die Frage, wie ein Pferd mit seinen individuellen Voraussetzungen am besten gefördert werden kann und welche Bedeutung das Nackenrückenband für die Tragfähigkeit des Rückens hat. Es war eine angeregte Diskussion und wir staunten über die Messergebnisse, die wir so nicht erwartet hätten! Die Messergebnisse werden noch zusammengestellt.

Vielen Dank an Silke Huber für die ausführliche und umfassende Recherche.